Forderung nach praktischem Politikwechsel
16. Sep 2021
Am 16. September wurde das Szenario Sicherheit neu denken in der Kirche St. Marien, Osnabrück, von dem Referenten Ralf Becker vorgestellt. Organisiert wurde die Veranstaltung von dem Verein Exil, dem Friedensort Osnabrück des Ev. Kirchenkreises und dem pax christi-Regionalverband OS/HH. Weitere Mitveranstalter waren:
Ø die Bischöfl. Kommission Mission, Entwicklung und Frieden des Bistum Osnabrück
Ø der Ausschuss Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung des ev.-luth. Kirchenkreises OS,
Ø die Osnabrücker Friedensinitiative (OFRI),
Ø das Aktionszentrum Dritte Welt (A3W)
Ø die Süd Nord Beratung (VeB e.V.)
Ø und Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzt*innen in sozialer Verantwortung e.V.(IPPNW)
Bericht:
Das Szenario sei seiner Meinung nach z.Z. die einzige realistische Chance, einer Reduzierung des Militärs näher zu kommen, so ein Besucher nach der Veranstaltung „Sicherheit neu denken“ in Osnabrück. Wie dieser Besucher gingen viele der 55 TeilnehmerInnen angeregt nach Haus, angereichert mit sehr vielen Informationen und einer Vision, von der aktuellen Aufrüstungsspirale in eine Abrüstungsspirale wechseln zu können. Ralf Becker, Koordinator und Mitautor des Szenarios „Sicherheit neu denken“ hatte in seinem Vortrag das Anliegen der Kampagne in sehr vielen Einzelfacetten vorgestellt. Angefangen von der Entscheidung der badischen Landeskirche, 2013 zu einer Friedenskirche zu werden, über die Konzeption des Szenarios, der begleitenden Kampagne, hin zum aktuellen Stand der Initiative sowie den weiteren Schritten den beschriebenen Zeitplanes.
Das Szenario knüpft inhaltlich an den von der
Bundesregierung 2004 verabschiedeten und bis heute weiterentwickelten – jedoch
in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommenen - Aktionsplan „Zivile
Konfliktprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung“ an. Der
Aktionsplan stellt einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Konflikten und Krisen dar,
indem für das deutsche Engagement ein vorrangiger Auf- und Ausbau ziviler
Konfliktlösungswege propagiert wird.
Um diese Wege zu gehen, fordert das Szenario für die
kommenden Jahre in fünf Themenfeldern (Gerechte Außenbeziehungen, Nachhaltige
EU-Nachbarschaft, Internationale Sicherheitsorgane, Resiliente Demokratie,
Konversion der Bundeswehr) entscheidende Veränderungen im
sicherheitspolitischen Sinne. Schon jedes einzelne Themenfeld stellt allein ein
ambitioniertes Projekt dar, welches vieler Zwischenschritte für eine Annäherung
an das Ziel und somit eines langen Atems bedarf.
Das Szenario setzt auf ein aktives Eingreifen in die
politische Meinungsbildung; durch Publikationen, Vorträge, Diskussionen, Seminare
usw. wird auf das Szenario hingewiesen. Es wird angeregt, sich vor Ort mit
Interessierten zusammenzusetzen und lokal zu schauen, wie der Vision einer
anderen Sicherheitspolitik näher zu kommen ist.
Die abschließenden Fragen aus dem Publikum und die
Diskussion machten deutlich, dass das „Szenario“ kein fertiges Baukastensystem
darstellt – auch nicht darstellen will, welches nur entsprechend einer
mitgelieferten Bauanleitung zur perfekten Umsetzung gebracht werden kann.
Reizpunkte sind u.a. der vorgesehene Verbleib Deutschlands als ziviles Mitglied
in der NATO oder auch die divergierenden Einschätzungen bezüglich der
zukünftigen Rolle und Einbindungsmöglichkeiten der aufsteigenden Weltmacht
China.
In Osnabrück hat die Veranstaltung erreicht, dass das Szenario „Sicherheit neu denken“ eine neue Perspektive und neue Anregungen in die Friedensdiskussion eingespeist hat. Interessierte wollen sich weiterhin mit dem Anliegen beschäftigen und es weitertragen.